1700 PS – Tiefflieger mit TÜV-Zulassung

Die stärkste Cobra der Welt kommt aus dem Harz

Wolken hängen über den sanften Hügeln des Vorharzes, die Vögel zwitschern friedlich hier im Dörfchen Ackenhausen vor den Toren des niedersächsischen Kurortes Bad Gandersheim. Noch ist alles still und Schmidts Katze döst nichts Böses ahnend auf dem Sims. Doch dann flattert ein fernes Fauchen dumpf und röhrend durch die dörfliche Stille. Kommt schnell näher, und hast du nicht gesehen, steigert sich das Geräusch binnen Sekunden zu einem infernalischen Gebrüll mit den akustischen Zutaten eines afrikanischen Donnerwetters plus entsprechender Löwenbande.

Das Großhirn signalisiert Flucht, der Katze stehen die Haare zu Berge, bevor sie panisch um die Ecke flieht. Claus Weineck (54) bremst die beinahe profillosen 315er Rennwalzen seines schwarz-weißen Oldies auf dem Hof seiner Schrauberlaube und steigt so gelassen aus dem Tiefflieger, als käme er gerade vom Milchholen. Stopp mal, ein Oldie ist das hier nicht, oder? „“Nur die Form der Karosserie haben wir von der 65er Cobra übernommen, alles andere ist nagelneue Renntechnik!“” Kohlefaserverstärkt -– Airbus A 380 lässt grüßen -– ruht der rundliche Body auf dem massiven Rohrrahmen aus vier Zoll starkem Molybdänstahl.

Ein paar Zahlen machen deutlich, dass bei diesem Auto alle gängigen Begriffe aus der Welt der mobilen Fortbewegung versagen: Aus 16 Litern Hubraum zieht die Kampfmaschine die gesammelte Kraft von 15 japanischen Kompaktwagen: 1200 PS reichen aus für rund 400 km/h Spitze. Und wenn das immer noch zu trödelig erscheint, schaltet der Fahrer noch mal 500 PS aus dem Nitro-Oxygentank -– sprich aus der Lachgasflasche – zu, ganz einfach per Knopfdruck. Was einer Verdreifachung des Drehmoments von eh schon 1350 Newtonmeter gleichkommt! „„Habe ich aber noch nie gemacht, weil es einfach keine Straßen für diese Geschwindigkeiten gibt.”“ Bis 380 Stundenkilometer hat Claus die Cobra schon getestet, „„aber da war noch reichlich Luft unterm Pedal.“” Die Beschleunigung des Weineck-Vehikels macht jeden klassischen Drag Racer zum Bollerwagen, jeden Ferrari zum Tretauto. Kein Porsche oder Maserati geht eben selbst bei Tempo 200 noch ab wie Schmidts Haustier: „“Als würdest du einem Porsche im ersten Gang die Peitsche geben!“” In 2,8 Sekunden erreicht die Cobra Tempo 100, erst bei 160 km/h schaltet Claus in den zweiten Gang und erreicht nach weiteren drei Sekunden die 200 km/h-Marke. Kein Wunder, dass ein Vierganggetriebe bei diesen Übersetzungen völlig ausreicht. Dass es sich dabei um ein Viergang-G-Force Getriebe mit plasmagehärteten, gradverzahnten Getrieberädern handelt, das praktisch raketenähnliche Sprints ermöglicht, dass außerdem eine explosionssichere Kupplungsglocke vorhanden ist, dazu Fangbänder um den Antriebsstrang, ein Schraubfahrwerk mit Einzelradaufhängung und Titanfedern rundum sowie die Brembo Bremsanlage -– das zeigt zum einen, dass hier nur das Feinste vom Feinen verbaut wurde, und außerdem beruhigt es den Laien ungemein.

Ohne Extras investiert der rennhungrige Fahrer in etwa die Summe in den Wagen, die auch auf der Rechnung für einen Bentley Mulsanne oder Rolls-Royce Phantom erscheint. Doch es stehen auch gezähmte Cobras, jede ein Unikat, jede handgemacht nach den Wünschen des Kunden, auf der Angebotsliste der Harzer Boliden-Manufaktur: Ab etwa 140.000 Euro ist man dabei. Die gedrosselten 550 bis 800 PS Cobras aus der Rennerschmiede von Claus Weineck haben – gemessen an den Durstwerten der Monster-Cobra – den Vorteil, weniger als 80 Liter Rennbenzin auf 100 Kilometer wegzuspülen, sie begnügen sich mit 25 Litern Super-Plus von der Tankstelle. Dass auch die verkehrsberuhigten Cobras jeden Porsche stehen lassen, „“das ist ja ganz klar. Und – nachrüsten kann man immer!““

© 2011 by Jürgen Gutowski

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Fotos © www.weineck-power.de



 

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