Story

Memories of Makadi

No Frills Ferien im Iberotel Makadi Beach in Ägypten

Text: Jürgen Gutowski, Fotos: Jaz Hotels, Lilian Breuch

Es gibt Zeiten, wo selbst der abenteuerfreudigste Reise-Freak nur noch abhängen will. Stressfrei an einem Ort, wo einfach alles stimmt. Besonders, wenn der Winterblues gräulich kurze Tage übers triste Land legt. So ging’s uns nach Weihnachten, nach Urlaubsverzicht, nach Sonnendefizit und nach fast drei Jahren pandemiebedingter Isolation. Was tun? Mit dem Jeep durch Namibia? Wellness in Thailand? Wandern auf den Kanaren? – Nein, wir hatten keine Lust auf Action, potenziell schlechtes Wetter, frei nach Konrad Adenauer: „Keine Experimente!“ Wir erinnerten uns an eine Reise vor zehn Jahren, als wir das erste Mal die ägyptische Makadi Bay besuchten, eine halbe Autostunde südlich von Hurghada am Roten Meer gelegen. Das Sinai Gebirge im Rücken, wurden hier an einer riesigen, halbmondförmigen Bucht, direkt am türkisfarbigen Meer vor 30 Jahren eine Handvoll Hotels errichtet, die sich deutlich vom Massen- und Billigtourismus Hurghadas abhoben. Unter vier Sternen ging hier gar nichts. Und das ist bis heute so.

Das erste Fünfsterne-Haus am Platze, auch im übertragenen Sinne, war schon damals das Iberotel Makadi Beach, das mittlerweile (Stand Januar 2023) zu den Top Ten Adressen der ägyptischen Hotellerie avancierte. Um es vorwegzunehmen: Das Hotel ist tatsächlich ein Beispiel für „No FrillsTravel“, Urlaub und Relaxen ohne Nervereien. Um es positiv auszudrücken: Hier stimmen die „Hardware“ und die „Software“.

Die Hardware

Einen Hotelkomplex oder -klotz gibt es nicht. Stehst du im Garten dieser Oase zwischen blumenumstandenen Rasenflächen, haushohen Kakteen und Palmenalleen, fragst du dich, wo ist denn bloß das Hotel?! Hinter kunstvoll geschnitztem „tierischem“ Buschwerk, das Kamele, Saurier und andere Vierbeiner symbolisiert, erheben sich zweistöckige Bungalows mit jeweils einer Handvoll Zimmer und ein paar wenigen Suiten. Auf dem Dach der sandfarbenen arabischen Architektur erblickt man kleine Kuppeln, die sich im Innern als Gewölbe überm Kingsize Bett erheben.

Ich erspare mir die Aufzählung aller Eigenschaften und Vorzüge dieser Unterkunft, denn es ist tatsächlich alles da, was Mensch sich wünscht und braucht und noch einiges mehr. Sinnvoller wäre vielleicht die Frage: Was fehlt? Vielleicht fällt es mir während des Schreibens dieser Story noch ein. Die Klimaanlage kühlt nach Belieben, aber das ist bei Januartemperaturen von 25 Grad fast überflüssig zu erwähnen. Wichtiger ist in dieser Jahreszeit da schon die Heizfunktion der Anlage, denn die Nächte in der Wüste können richtig kalt werden. Auf dem Schreibtisch finden sich Kaffee- und Teebereiter, Wasserkocher und täglich frisches stilles Mineralwasser, in der Minibar kostenlose Softdrinks, die täglich und zuverlässig aufgefüllt werden. Auf dem Tischchen der Sitzgruppe begrüßt uns ein Ensemble aus Nüssen, Obst, arabischem Süßkram und ägyptischem Rotwein. Im Kleiderschrank warten fette Bademäntel in unterschiedlichen Größen, die obligatorischen Badeschlappen, ein Safe und – super Sache – ein geräumiger Beutel für den kostenlosen Wäsche- und Reinigungsservice, der binnen 24 Stunden erledigt ist. Können wir bestätigen. Nun ja, die Bügelfalte in der Unterhose wäre nun wirklich nicht nötig gewesen. Das Bad nebenan hätten wir, wenn es geklappt hätte, ohne zu zögern mitgehen lassen, denn darin wird Körperpflege eine Lust. Blümchen rechts, Cremes und Seifen links, ein Föhn, eine Dusche wie ein tropischer Wasserfall, und eine inflationäre Menge kleiner und riesiger Badetücher. Letztere kann man wie auch die zusätzlichen Strandtücher täglich wechseln lassen, was wir jedoch aus ökologischen Gründen vermieden haben. Nach vorne raus geht’s auf die geräumige Terrasse mit gepolsterten Stühlen und einem Tischchen, auf dem ein Aschenbecher auch jene Raucher erfreut, die sich möglicherweise schon des neuen, rigorosen Rauchverbots in den Hotels auf den Kanarischen Inseln „erfreuen“ durften.

Apropos qualmen: Dies ist auch in der lauschigen, rund um die Uhr geöffneten Lobbybar erlaubt, in den anderen Innenräumen nicht. Last, but not least: WLAN gibt’s flächendeckend und zuverlässig, es ist zwar nicht besonders schnell, aber dafür kostenlos. Kleiner Tipp von Telefonjunkie zu Telefonjunkie: Per WLAN- bzw. WiFi-Call kann man mit dem Handy kostenlos nach Hause telefonieren. Aber wer will das schon.

Unser Zimmer ist das letzte in der Reihe vor dem Strand. Dort gibt es, genauso wie an den Pools, so viele Liegen, dass eine frühmorgendliche Reservierung absolut überflüssig ist, was aber – wie immer und überall – einige Malle-geschädigte Urlauber nicht davon abhält, das einmal gewählte Strandgrundstück nicht nur mit Handtüchern hoheitlich zu kennzeichnen, sondern auch eine Blumenvase in den Sand zu setzen und zwischen Sonnenschirm und Windschutz die importierte Wäscheleine zu spannen. Die Kellner von der Strandbar nehmen’s gelassen, während die Beachboys den Strandsand sieben für einen stets makellosen karibikähnlichen Untergrund. Nebenan gibt’s alles, was Schnorchler, Taucher und Wassersportler lieben. Das Korallenriff reicht fast bis an den Strand, kein Wunder, dass das Rote Meer des Divers Dream darstellt.

Wer sich vor Urlaubsbeginn die Bikinifigur zurechtgehungert hat, hat es angesichts des kulinarischen Angebots nicht leicht, die Form zu wahren. Denn vier Restaurants laden praktisch jederzeit zu orientalischen, europäischen, asiatischen, italienischen und sonstigen Schlemmereien ein. Eines in Buffetform vorne am Eingang neben der Ladenzeile, eines per á la Carte im arabischen Turm mit Blick auf Meer oder Wüste, dito eines mit Fischspezialitäten und arabischen Leckereien am Strand. Zwischen den Pools werden mittags Burger, Frühlingsrollen, Salate und Hähnchenspieße angerichtet, später abgelöst durch frische Waffeln, die wie Cocktails, Bier und Softdrinks auch am Liegestuhl serviert werden. Regt sich das Kalioriengewissen, kann man praktische Buße im Fitnesscenter üben. Hat man damit keine Probleme, lässt man/frau sich nebenan massieren, maniküren, frisieren oder stylen, um beim allabendlichen Tanz (im Winter im beheizten Zelt) und der täglichen Show zu brillieren.

Die Software

Das Geheimnis jeder erfolgreichen Hardware ist eine hochwertige Software. Und die besteht hier aus Menschen. Wie selten zuvor, machten wir im Iberotel Makadi Beach die Erfahrung, dass die Servicemitarbeiter einem nicht nur beinahe jeden Wunsch von den Augen ablesen, sondern diese Wünsche bereits erfüllen, bevor sie einem in den Sinn kommen. Zuvorkommenheit darf hier wörtlich verstanden werden, egal ob man essen, trinken, sonnen oder sonst was vorhat. Höflichkeit und Freundlichkeit begegnen jedem Gast auf Schritt und Tritt, egal ob man die Gärtner, die Kellner, die diskreten Animateure, die deutschen oder internationalen Gästebetreuer, die Life-Guards am Strand, die Kinderbetreuer oder die Jungs vom Housekeeping trifft. Letztere sind übrigens durch ihre täglich neuen „tierischen“ Handtuchkunstwerke die Gute-Laune-Macher par excellence.

Primus inter Pares dieser Wüstenoase ist General Manager Manuel Guardia, in Spanien geboren und in Deutschland aufgewachsen und ausgebildet. Seit acht Jahren lenkt der erfahrene Kosmopolit die Geschicke des Hotels mit großem Erfolg, auch durch die schwierige Krisenzeit der Pandemie. Beobachtet man ihn im Umgang mit seinen Gästen, wird schnell klar, warum er und sein Hotel so beliebt sind: Hier darf sich jeder als VIP fühlen. Wir haben sogar Hotelgäste getroffen, allesamt Wiederholungstäter, die nur zu Zeiten anreisen, wenn Manuel garantiert anwesend ist.

Zu den Wiederholungstätern werden wir im nächsten Winter auch gehören. Statt für zwei Wochen dann für vier!

*****

Anmerkung: Dass wir hier so lobende Worte gefunden haben, geschah freiwillig und ist freudig auf unserem Mist gewachsen. Wir sind weder die PR-Abteilung dieses Hotels noch ihr verlängerter Arm, wir waren nicht Gast des Managements, sondern haben diese Reise ganz normal und kostenpflichtig bei der TUI gebucht. Dies nur zur korrekten Einordnung dieser Story.

*****

Mehr Infos: https://www.jazhotels.com/hoteldetail/15-egypt-hurghada-madinat-makadi-iberotel-makadi-beach

Story

EINE REISE ZUM ICH

Ashram und Ayurveda in Rishikesh, Indien

von Jürgen Gutowski

 

„Wer Indien nicht nur mit den Augen, sondern mit dem Herzen gesehen hat, für den bleibt es ein Heimwehland.“ (Hermann Hesse)

 

Die rote Abendsonne spiegelt sich in immer neuen, fließenden Mustern im Ganges. Ich nehme das öffentliche Boot zum allabendlichen Prayer auf der anderen Seite des magischen Flusses. Es ist kurz vor fünf in Rishikesh, heilige „Stadt der Sehenden“, der Yogis und Hindus: Gottheit unter den indischen Ashrams. Kein Fleischer könnte hier überleben, denn alle 60000 Einwohner von Rishikesh sind Vegetarier, Nachfahren der indischen Gottheiten, die hier das Licht der Welt erblickten; gelassen und selbstbewusst spazieren deshalb Rinder und Kühe durch die Gassen und Tempelanlagen. Auf den Treppen am Fluss sitzen, eingerahmt von gewaltigen, farbenprächtigen Schreinen, ein paar hundert Menschen: vollbärtige Mönche, Inderinnen in bunten Saris, gelb gekleidete Klosternovizen, langhaarige Yogaschüler aus aller Welt. Das Hare Krishna wird angestimmt wie schon seit Jahrhunderten, im letzten Abendlicht züngeln Feuer in goldenen schlangenförmigen Leuchtern. Männer und Frauen werfen Zettel mit ihren Wünschen und Gebeten in die Flammen, und der Rauch trägt die Gedanken, Sehnsüchte und Hoffnungen zu höheren Instanzen. Die Beatles haben 1968 hier ihr „Inner Light“ komponiert, George Harrison sang „My sweet Lord“, Donovan und die Beach Boys meditierten in den Ashrams am Fluss, und vor kurzem suchte Madonna ihre jüngste Reinkarnation an diesen heiligen Ufern. Jemand raunt mir zu, „die Yogis glaubten daran, dass sich die an einem Ort gedachten Gedanken sammeln und ein spürbares Feld bilden!“ Und in Rishikesh ist die Mischung ein wenig Gottesdienst, Feuerwerk, Irrenhaus und Woodstock –- und noch mehr, so sagt mir mein sechster Sinn. Der Gesang ist lauter geworden, die Luft zittert, Inder, Deutsche, Australier tanzen verzückt zu den psychedelischen Gesängen, Frauen und Männer vertrauen sich den reinigenden Fluten des Ganges an, während Shiva, der Gott der Ekstase, hell er- und beleuchtet, segnend die Szenerie überragt. Oft hatte ich von diesen spirituellen Ritualen gehört, jetzt weiß ich, wie mitnehmend sie sind. Und jetzt verstehe ich auch, dass hier, genau an diesem Ort im Himalaja, die „Wissenschaft vom Leben“, auch bekannt als „Ayurveda“, vor 5000 Jahren ihren Anfang nahm. Die „Rishis“ von damals, die heiligen Männer, die der Stadt den Namen gaben, waren die ersten, die sich schon vor Jahrtausenden der Chirurgie, der Pflanzenkunde, der Psychologie und der Harmonisierung und Ausbalancierung von Körper, Geist, Seele und der Spiritualität widmeten, und damit die Basis legten für eine globale Medizin, für jeden zugänglich, für jeden erschwinglich, für niemanden schädlich.

Die Rishis von heute finde ich eine halbe Autostunde später hoch oben in den Ausläufern des Himalaja. In 1000 Metern Höhe haben sie auf dem Gipfel eines Berges den höchst gelobten und meist ausgezeichneten Spa der Welt geschaffen: Ananda in the Himalayas. „No.1 of the top 25 spas in the world“, wie die Leser des Condé Nast Traveller unlängst befanden. Hier wurde der Spa nicht einem Hotel angeheftet, eher verhält es sich umgekehrt. Und er ist mehr als nur ein Spa, denn auch hier schwebt der Geist von Rishikesh über den heilenden Wassern, wie ich später erfahren werde.

Hinter dem schmiedeeisernen Tor erhebt sich, von Rosengärten und Springbrunnen umgeben, der Palast des Maharadschas von Teri Garhwal, märchenhaft wie ein maurisches Schloss, gewaltig wie ein mittelalterliches Kloster, elegant wie ein englischer Landsitz. Lord Mountbatten, letzter Vizekönig von Indien, und die ehemalige indische Premierministerin Indira Gandhi lustwandelten schon in den hellen gelb und blau dekorierten Hallen dieses Palastes. Gewohnt haben sie in der prunkvollsten Suite, der einzigen Unterkunft in diesem Haus, der Viceregal Suite, die mit 220 Quadratmetern Wohnfläche eine ganze Etage umfasst. Der Check In ist kurz, und Minuten später chauffiert mich der livrierte Page auf einem lautlosen Elektrowägelchen hinüber zum eigentlichen Hotel des Anwesens. Ich gehe über eine überdachte hölzerne Brücke und stehe dann in meinem Refugium für die nächsten Tage. Automatisch öffne ich als erstes die Tür zur Terrasse und unter mir eröffnet sich das spektakuläre, tausend Meter tiefe Himalajatal. Der Ganges schimmert in der Ferne, Gebirgsadler segeln in der klaren Bergluft, und über allen Gipfeln ist Ruh`.

Der Weg zum Spa ist kurz, die Erinnerung an ihn wohl lebenslang. Die Maße sind enorm: 20 Therapieräume auf 2000 Quadratmetern, aber wichtiger als Daten und Inhaltsverzeichnisse ist die Chance zur Änderung und Heilung, die dich hier mit Händen greift. Du ahntest es ja schon lange, dass eine Tiefenreinigung deines Körpers und eine Inspiration deines Geistes, die Wiederentflammung deiner kindlichen Seele dich wieder auf deinen Weg zurückführen könnten. Das lange verloren geglaubte gute Lebensgefühl, diese gelassene Weltumarmung, dieser Lebensstil, der ohne negative Gedanken oder Ängste auskommt. Da liegst du nun nackt auf der hölzernen Massagebank in der abgedunkelten Wellnessklause, Wasserfälle, fernes Donnern, Vogelgezwitscher und sanfte Symphonien tragen dich und deine Erinnerungen in dein inneres Wunderland, während sich heißes, geheimnisvolles, in Jahrtausenden weiter entwickeltes Öl auf deinen Körper ergießt. Die beiden Begleiter zum Ich singen ein leises Mantra, und dann berühren vier synchrone Hände deine Chakren oder wie immer du die Lebenszentren deines Körpers nennen magst. Unter die Haut gehen die rhythmischen Eingriffe an den Stellen, wo die Linderung wartet. Im Westen nennt man es Revitalisierung, doch was sind schon Fachbegriffe, wenn du spürst, dass du von Grund auf geweckt wirst. Du vergisst die Welt und die Vergangenheit, Zukünftiges verliert und Gegenwärtiges gewinnt an Bedeutung. Bei Sonnenuntergang findest du dich wieder im Yoga Pavillon im Angesicht des Himalaja. Nie hast du meditiert, aber das ist egal, denn die Yogalehrer um Dr. Pramod Mane werden dir niemals irgendwelche Exerzitien aufzwingen sondern dich zu jener Tür führen, wo du dich zu dir nach Hause einlädst. Öffne die Faust, lass deinen Atem fließen, finde deinen eigenen inneren Wellengang, vergiss alle Tranquilizer und die schaumschlagenden Slogans der organisierten Bedeutungslosigkeiten. Kann sein, dass du einen alten Freund dabei wiederfindest. Dich selber.

Und wenn du noch weiter gehen möchtest, begib dich in die Hände von erfahrenen und verantwortungsvollen Therapeuten, die dich selbst in vergangene Leben zurückführen, wo du lernst, dir selbst zu verzeihen und zurückzukehren in deine neue Welt ohne Angst, Scham oder Stress. Ganzheitliche Wellness, wie oft haben wir dieses Schild nur auf der Tür gesehen, hier erfährst du sie, nachdem du durch dieses Tor gegangen bist. Und hier gibt es noch Hunderte weitere Türen, zusammengetragen aus dem Wellnesswissen aus Ost und West. Wenn du hier bist, wirst du wissen, welche die deine ist. Ich sitze im abendlichen Amphitheater, eine Tasse Tee in den Händen, von tausend Kerzen umgeben, vom Klang der Sitar, von der Schönheit und dem Lächeln der Tänzerinnen und ihres Tanzes betört. Mitten im Himalaja, ganz allein, aber bei mir – wie schon lange nicht mehr.